Lost place: Beelitzer Heilstätten

Vor über 100 Jahren entstanden die berühmten Beelitzer Heilstätten (1898 bis 1902)… im zweiten Weltkrieg als Kriegslazarett umfunktioniert und später durch die Kämpfe mit der Roten Armee im April 1945 stark zerstört… ist das Gelände heute ein sogenanntes Erlebnisareal, das schonend teilsaniert wird.

In der wilhelminischen Epoche prägte der Architekt Heino Schmieden, vor allem mit der Gestaltung öffentlicher Bauten, das Antlitz zahlreicher Städte Deutschlands. Konzertgebäude, Museen, Justiz-, Universitäts- und Verwaltungsbauten - vor allem aber immer wieder Hospitäler wurden von ihm konzipiert. So war er auch der führende Architekt in der Gründungs- und Aufbauphase (1898-1902) der Heilstätten in Beelitz. Gemeinsam mit seinem Jugendfreund Martin Gropius arbeite er an einer modernen, menschenbezogenen Architektursprache, welche gestalterische Schönheit als der Gebäudefunktion zugehörig betrachtete. Die Arbeiter der Reichshauptstadt Berlin sollten sich damals in hochwertiger Architektur und umgeben von großzügigen Wald-Parkanlagen von der grassierenden Tuberkulose erholen.
In Beelitz Heilstätten wurden alle Abteilungen wie Küchen, Wäschereien oder Wirtschaftsgebäude von den Bettenhäusern (Pavillons) getrennt gebaut. Für die Verpflegung der Patienten und des gesamten Pflegepersonals der Lungenheilstätten, ist im Areal der Frauen zum Beispiel ein »KOCHKÜCHENGEBÄUDE« (s. Titelbild) mit Kochküchenraum, Speisekammer, Fleischkühlkammer, Gemüse-Putzraum und Speisen-Ausgabeschalter errichtet worden. Diese »Pavillonbauweise« ermöglichte den Patienten maximale Ruhe und Entspannung. Die Mahlzeiten waren üppig und gehaltvoll. Schließlich sollten die Patienten wieder zu Kräften kommen. Wegen der strengen Hygienevorschriften wurde das fertige Essen mit »Elektrofahrzeugen« zu den Pavillons der Frauen und Männer transportiert.

Ehemaliges »KOCHKÜCHENGEBÄUDE« mit Kochküchenraum, Speisekammer, Fleischkühlkammer, Gemüse-Putzraum und Speisen-Ausgabeschalter.

In den Beelitzer Wäldern tobte 1945 die letzte große Schlacht des Zweiten Weltkrieges, bei der die 12. deutsche Armee unter dem Oberbefehlshaber Walther Wenck die Umklammerung Berlins durch die sowjetischen Truppen (Rote Armee) zu durchbrechen versuchte. Die Beelitzer Heilstätten waren zu dieser Zeit zu einem Kriegslazarett umfunktioniert worden und mit 3.000 verwundeten Soldaten und dem Krankenhauspersonal völlig überfüllt. Erst gegen Ende April 1945 gelang es der Roten Armee die Heilstätten einzunehmen. Dabei wurde das Alpenhaus (s. Bild unten) stark beschädigt und der Dachstuhl brannte vollständig aus. Die heutige Ruine ist ZEUGE dieser Ereignisse und wird seit dem von der Natur zurückerobert.

Textquelle: Baum&Zeit Baumkronenpfad Beelitz-Heilstätten

Das »Alpenhaus«, eine einzigartige Weltkriegsruine.

Zurück
Zurück

Auf Reisen: Böhmisches Bäderdreieck

Weiter
Weiter

Auf der Suche nach dem Nebel